Flug in den Regenwald – Ankunft in Leticia
Nun ist es endlich soweit, in Bogota ist der Flieger von Avianca, eine südamerikanische Fluggesellschaft, startbereit. Auf in den Regenwald, zum Amazonas!
Der Amazonas ist ein langer Fluss, der auf ca. 6.400 km mit zahlreichen Nebenflüssen beeindruckt. Er durchzieht ein riesiges Areal (ca. 5.956.000 km²), das Amazonasbecken. Der Amazonas-Regenwald ist so gewaltig groß, dass er auch als die grüne Lunge der Welt bezeichnet wird. Durchfließt er hauptsächlich Brasilien, Bolivien und Peru, schlängelt er sich auch ein kleines Stück durch Kolumbien. Genau dort möchte ich hin.
Leticia ist nicht mit dem Auto erreichbar
Die südlichste Stadt Kolumbiens heißt Leticia. Dieser Ort ist nicht über eine Straße zu erreichen. Jedenfalls nicht aus dem Land, zu dem sie gehört.
Das Amazonas-Gebiet ist zu feucht und der Boden zu weich. Es ist eben nicht möglich eine Straße in die Amazonas-Stadt zu bauen. Zwar ist Leticia an ein Straßennetz angebunden, allerdings nur von Brasilien aus. Von Bogota aus würde dies eine elendig lange Wegstrecke bedeuten. Da ich in Kolumbien bin, muss ich das Flugzeug nehmen.
Schon während der Reisevorbereitungen habe ich mir Kolumbien auf der großen Weltkarte angeschaut. Dabei fiel mir auf, dass es südlich von Bogota nicht mehr viele Straßen gibt. Schon bald ist Schluss, denn hier beginnt der Regenwald. Ein nicht unerheblicher Anteil Kolumbiens ist mit Regenwald bedeckt. Ein großes Areal, welches noch unerschlossen ist.
Na gut – fliegen ist auch schön. Schließlich hat es etwas Befreiendes. Die große Freiheit über den Wolken. Ganz im Sinne von Reinhard Mey: „Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“.
Der Flug über den Regenwald
So fliege ich über den kolumbianischen Regenwald. Dabei werden Erinnerungen an meine Fernsehhelden Bud Spencer und Terrence Hill wach. Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle! Es waren die beiden Buschpiloten, die Tag und Nacht über dem Regenwald unterwegs waren und mit 4 Fäusten jedes Abenteuer für sich gewannen.
Ich hoffe, dass ich meine Fäuste in Leticia nicht brauche und erwarte ein entspanntes Abenteuer. Ich mache mir Gedanken über die Moskitos und habe bereits brav meine helle, lange Hose und mein helles Hemd an. Außerdem habe ich meinen Moskitoschutz aus Florida mit. Darin ist der Wirkstoff DEET enthalten. Na mir wird schon nichts passieren. Ich bin für meinen Ausflug bestens vorbereitet. Dachte ich!
Landung in Leticia – der Eintritt und seine Tücken
Nach Leticia gibt es nicht viele Flüge, aber ein paar sind es schon. Demzufolge ist der Aeropuerto Internacional General Alfredo Vásquez Cobo übersichtlich und auf das Nötigste begrenzt. Nix mit Vielfliegerlounge, nix mit endlosen Rolltreppen zu den vielen Terminals. Auf einmal ist der Luxus unwichtig und ich begebe mich in eine andere Zeit. Ein kleines Gepäckband bringt mir den Koffer und nun muss ich 35.000 Kolumbianische Pesos (ca. 8 Euro) bezahlen.
Diese Gebühr muss jeder bezahlen, der das wunderschöne Gebiet betreten möchte. Brav will ich meine Mastercard überreichen, aber es wird nur Barzahlung akzeptiert. Folgerichtig dachte ich mir: „Na dann flitze ich mal eben zum Automaten. Es ist ein Flughafen, da muss es ja sowas geben!“
Ein junges kolumbianisches Pärchen spricht mich auf Englisch an. Sie wollen mir helfen und erklären mir, dass der nächste Geldautomat in der Stadt ist. Der Herr mit dem schwarzen Hut teilt mir seine Bankdaten mit. Da ich keine kolumbianische SIM-Karte hatte, wollte ich mich über das WLAN mit meiner Bank verbinden. Okay, kein W-LAN in der Ankunftshalle. Der nette Mann teilt seine Handyverbindung und öffnet seinen mobilen Hotspot. WLAN gibt es nicht, aber ein funktionierendes Mobilfunknetz. Man, man…
Mit Erschrecken stellte fest, dass ich nicht auf eine kolumbianische Bank überweisen kann. Er hatte für sein Konto keinen SWIFT-Code. Jedenfalls kannte er den nicht. Der SWIFT-Code ist so etwas wie eine internationale Bankleitzahl. Shit!
Wir vereinbaren, dass wir gemeinsam in die Stadt zum Automaten gehen. Ok, die beiden bezahlen meine Gebühr und ab geht’s nach draußen. Dort steht schon ein älterer Mann mit einem Schild. Darauf lese ich meinen Namen. Es ist der Transfer zu meinem Hotel Zugi Inn. Was mach ich jetzt mit dem geneinsamen Ausflug zum Automaten?
Mit Händen und Füßen erkläre ich dem Fahrer, dass ich unbedingt zu einem Geldautomaten muss, um meine Schulden bei dem jungen Pärchen auszulösen. Nun gibt mir der Fahrer die 35.000 Pesos und ich gebe sie an meine beiden Retter weiter. Diese sind aber schon mit Ihrem Tourguide beschäftigt, denn hier wird man sofort angequatscht und mit den ganz besonderen Angeboten belatschert.
Auf ins Hotel – im Regenwald gibt es nur Bares
Bevor wir ins Hotel fahren, warten wir noch auf zwei junge Frauen, die ebenfalls ins gleiche Hotel müssen, aber einen anderen Flug hatten. Wie man sich so verständigen kann, wenn man nicht die gleiche Sprache spricht. Schon erstaunlich!
Zwei Mädels aus Österreich laufen mit uns gemeinsam zum Hotel-Shuttle. Wo ist denn das Taxi?
Wir steigen in einen alten Chevy ein, der genauso aussieht, wie ein alter Opel Corsa. Um genau zu sein, sind es Teile eines alten Opel Corsa.
Die Sitze sind ausgefranzt, die Türen klappern und anschnallen ist nicht. Von Loch zu Loch hoppelt der Chevy, mal mehr mal weniger schnell. Die zwei Kilometer zum Hotel dauern noch eine Weile…
Im Hotel angekommen, wird eingecheckt. Erst die Damen, dann ich. Wieder nur Barzahlung. Okay, ich hebe dann gleich mehr ab. Die beiden Mädels haben noch etwas Cash, es reicht noch für deren Unterkunft. Trotzdem lassen wir uns gemeinsam im Klapper-Chevy zur Bank fahren. Hier zahlt man eben alles in bar und die beiden brauchen auch noch Geld. Zwischenzeitlich hatte ich erfahren, dass der Fahrer nicht nur ein Fahrer war, sondern es war Vatter vom Hotelbesitzer.
Für die Übernachtung abe ich mir das Zugi Inn – ein wirklich chilliges Hotel – ausgesucht!
Es ist wirklich unglaublich. Am Flughafen gibt es keinen Geldautomaten und hier in der Urwaldstadt stehen gleich zwei Banken nebeneinander. Die BBVA und die Banco de Bogota. Na dann! Holen wir die vielen Pesos ab.
Die Mädels bleiben noch in der Stadt und ich schwirre wieder mit dem alten Chevy ins Hotel. Dem Vatter gebe ich schon beim Einsteigen 40.000 Peso, 5.000 Trinkgeld. Im Hotel bezahle ich dann auch erstmal meine Rechnung. Jetzt bin ich alle Schulden los.
Nun verarzte ich endlich meinen Fuß. Der hat nämlich eine fette Blase an der Sohle! Dann lege ich mich ein paar Minuten aufs Ohr, bevor ich Leticia erkunde!