Flug nach Cartagena – aus dem Regenwald an die Karibikküste
Heute geht mein Flug nach Cartagena. Ich bin neugierig, was mich dort entdecken kann. Aber ich bin auch ein wenig schwerfällig.
Leticia mag ein Kaff sein, das W-LAN ist eine Katastrophe und die Straßen ähneln Feldwegen. Aber irgendwie bin ich ein wenig wehmütig, denn mir hat es hier ganz gut gefallen. Das Hotel war übersichtlich und hatte eine tolle Terrasse mit super Ausblick. Es war eher familiär geführt. Ich konnte kein Spanisch und die Familie kein Englisch. Trotzdem fühlte ich mich wohl.
Abschied vom Regenwald
Ich fand das irgendwie cool. Der Vatter der Familie fuhr mich mit seinem alten Chevy zum Geldautomaten, ins Restaurant und zum Flughafen. Er hatte irgendwie immer lange Weile und freute sich, auf die Touren mit den Touristen. Die zwei Mädels aus Österreich nutzten den Fahrdienst ebenfalls.
Der Sitz klappert, die Stoßdämpfer klappern, mindestens eine Lampe fehlt und überhaupt klappert das ganze Fahrzeug. So scheppert Vatter völlig unbeeindruckt durch die Löcher der Straßen. Das ist hier alles vollkommen egal. Zu Hause ist der abgelaufene Verbandskasten ein TÜV-Mangel und kommt ins Protokoll!
Leticia hat etwas ganz Besonderes. Leider hatte ich nur anderthalb Tage. In der kurzen Zeit hatte ich so einiges erlebt. Ich hatte eine private Tour zum Amazonas mit einem Ureinwohner, ich planschte im Amazonas, ich lief über die Grenze nach Brasilien und war kurzzeitig verschuldet. Den Moskito hatte ich einen Dampfhammer verpasst und war zu blöd zum Obst schneiden. Durch meinen Sonnenbrand werde ich schmerzhaft an die Tour durch das Indi-Dorf erinnert, obwohl die Erinnerungen selbst schön sind.
Ich bin mir sicher, dass es noch viel zu entdecken und erleben gäbe. Aber für das nächste Mal muss ich Spanisch lernen. Ohne Spanisch ist Kolumbien echt kompliziert. Aber gut, man wächst mit seinen Aufgaben und zwischenzeitlich hat sich auch für das Spanischlernen eine tolle Lösung gefunden.
Nun sitze ich im Flugzeug und bin auf dem Weg nach Cartagena. Es ist eine Umsteigeverbindung über Bogota, die Pause ist kurz. In der Wartehalle am Flughafen ging ein kräftiger Beamter der Migracion vorbei und kontrollierte die Pässe. Bei mir schaute er nur kurz auf meinen Enreisestempel, denn dort steht, wie lange ich im Land bleiben darf. Deutsche Touristen dürfen ohne Visum bis zu 90 Tage im Land bleiben. Es ist alles in Ordnung und er wünscht mir eine schöne Zeit.
Der Flug nach Cartagena ist schön
Völlig erwartungsvoll denke ich darüber nach, was mich an Kolumbiens Karibikküste erwarten wird. Natürlich schwirren mir wieder meine Idole durch den Kopf, denn Cartagena ist ein Drehort für mehrere Filme des schlagkräftigen Duos. Zwei Missionare und Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle wurden in Cartagena gedreht. Hinzu kommt das Soloprojekt von unserem Dampfhammer: Banana Joe. Aber gut, das ist die Zukunft.
Während des Fluges werde ich immer wieder dazu verleitet, nach draußen auf die Wolken zu schauen. Der blaue Himmel, die weißen Knubbelwolken und dann schimmert wieder der Regenwald durch. Von hier oben erscheint die ganze Welt so friedlich. Es scheint so, als gebe es kein Elend, keine Kriege und keine Coronaregeln der Industrienationen.
Vom Amazonas habe ich mich zwischenzeitlich entfernt. Das tut dem Landschaftsbild aber keinen Abbruch. Trotz der etwas diesigen Wetterlage, kann ich immer mal wieder einen Fluss entdecken. Die Flüsse sind im Urwald trüb und braun, zumindest die, welche ich gesehen habe. Aber genau das ist der spannende Kontrast: oben der strahlen blaue Himmel, unten der grüne Regenwald und ein brauner Fluss. Der fliest nach links, dann macht er eine Kurve nach rechts, dann macht er fast kehrt und dann zieht er ein Stück gerade. Oh, da ist sogar eine kleine Insel im Fluss. Zwischendurch kommen immer wieder weiße Wolken vorbei. Es ist einfach traumhaft.
Das Fliegen ist schon etwas ganz Besonderes. Allein der gleichmäßige Klang. Es hat etwas Beruhigendes. Ich muss wieder an die zwei Buschpiloten denken, als sie „Matto den Spinner“ in die große Stadt fliegen. Seine Worte waren: „Ihr Piloten wisst gar nicht, wie schön Ihr es habt“. Auch der alte Mann schaute stundenlang und völlig fasziniert aus dem Fenster. So geht es mir auch gerade.
Kolumbien war lange nicht erreichbar
Ich kann es immer noch nicht so recht glauben, dass ich mich über den Wolken von Südamerika befinde. ich fliege durch die Lüfte und schaue auf den tropischen Regenwald. Als ich als kleiner Junge die Filme regelrecht verschlungen hatte, war Südamerika ein unerreichbares Ziel. Ein Abenteuer, welches nur den Filmhelden zusteht. „Ich werde niemals nach Kolumbien kommen!“ dachte ich. Gut, es hat ja auch gedauert…
Später war Kolumbien ein sehr unsicheres Reiseland. Korruption, Drogen und brutale Guerillakriege prägten die Schlagzeilen. Doch das hat sich Gott sei Dank verändert. Sicherlich gibt es nach wie vor Drogenprobleme, aber die gibt es in Europa auch. Wer sich aus der Grenzregion zu Venezuela fernhält, wird sicher keine Bandenkriege erleben (hoffe ich). Über die Korruption kann ich nichts sagen. Das dürfte für Touristen auch nicht spürbar werden. Ich weiß aber mit Sicherheit, dass ich mich in Kolumbien sicher fühle. Es gibt an jeder Ecke Polizei. Das Land hat einiges unternommen, um dem schlechten Image zu entrinnen. Die Anstrengungen haben sich auf jeden Fall gelohnt, denn Kolumbien bedeutet: aufgeschlossene und nette Menschen, quirlige Städte und eine bezaubernde Natur. Ein unattraktives Reiseland? Nein! Kolumbien lohnt sich! Noch ein paar Spanischkenntnisse und Kolumbien ist das perfekte Reiseland.
Nun schaue ich wieder in die Wolken, denn gleich landet der rote-weiße Vogel in Bogota. Auf meinem Flug vom Urwald nach Cartagena habe ich die erste Etappe geschafft.
Der irre Wahn auf dem Flug von Bogota nach Cartagena
Zwischenzeitlich sitze ich im Anschlussflug Bogota – Cartagena. Ist schon ordentlich gefüllt der Flieger. Während sich die Menschen in eine lange Schlange stellen, sitze ich auf meinem Platz in der Economy und schau mir das Gedrängel an. Schon schön so ein Status!
Gespannt schaue ich auf die Uhr: „Noch 5 Minuten bis zum Start!“. Ich bin gespannt auf Cartagena, aber freue mich auch schon wieder auf die weißen Wolken, mit denen ich gleich wieder auf Augenhöhe bin.
Während in Kolumbien die Maskenpflicht mehr oder weniger brav umgesetzt wird, ist es auf diesem Flug anders. Ein älteres Ehepaar trägt eine OP-Maske über der Alltagsmaske und eine junge Dame hat die OP-Maske unter einer FFP2-Maske. Furchtbar, welche Ängste diese Menschen haben mögen.
Die Karibik ruft
Die Farben von Avianca sind weiß und rot. Der große Vogel aus dem Intro der beiden Himmelhunde war auch rot. Von meinem Fenster schaue ich runter zu einem roten Triebwerk, den weißen Wolken und auf die grüne Landfläche. Irgendwann wird noch das blaue Meer auftauchen, hoffentlich ist es 17.57 Uhr (geplante Landung) noch nicht so dunkel. Kolumbien hat zwei Küsten: eine Pazifikküste und eine Atlantikküste. Die Pazifikküste ist fast komplett abgetrennt und nicht über eine Straße erreichbar. Um dort das unberührte Paradies zu erreichen, bleibt entweder das Boot oder das Flugzeug. Direkt zwischen den beiden Meeren, schließt sich Panama an.
An der Atlantikküste sieht es schon ganz anders aus, hier ist auch die Karibik. Am blauen Meer liegen die Sandstrände und es tummeln sich die Touristen. Mal sehen, was mich erwartet, denn immerhin komme ich gerade aus dem abgelegenen Regenwaldgebiet.
Ich bin gespannt. Vom Flughafen zum Hotel sind es zwischen 3 und 4 km, das dürfte ja zu Fuß funktionieren.
So endet der Flug nach Cartagena und ich mache Sport
Leider war es beim Anflug schon fast dunkel, so dass ich das blaue Meer nicht aus dem Flugzeug anschauen konnte. So hatte ich auf meinem Flug nach Cartagena zwar keine gute Sicht auf die Stadt, dafür aber lange auf den Regenwald. Als ich ausgestiegen bin und meinen Koffer holte, verließ ich rasch das Flughafenterminal und stiefelte los. Die Taxifahrer hupten und wollten einen Auftrag. Ich lehnte ab, schließlich kann ich ein wenig Bewegung gebrauchen. So flitze ich mit Rucksack auf dem Koffer los. Ich tipple durch Cartagena, durch buntes Gewusel und hieve meinen Koffer die Bordsteinkanten hoch und runter. Sind ja nur 3 km, das läuft. Die Gehwege sind schon eine Herausforderung. Aber plötzlich endet der Weg und ich muss auf der Schnellstraße laufen. „Auf keinen Fall!“ denke ich mir. Rechts ist der Strand, davor eine Wiese. Dort gehe ich lang und bin davon überzeugt, dass sich meine Lebenszeit dadurch nicht so drastisch verkürzt, wie auf der Straße.
Hat schon mal jemand versucht, einen Koffer durch den Sand zu ziehen? Das habe ich ein paar Minuten getan. Meine Fitnessübung habe ich also hinter mir. Eigentlich ist ein Meter ja ein Meter, und 1 km ist ein 1 km. Aber ich hatte irgendwie andere Kilometer, die waren länger. Nach gefühlten 20 km Fußmarsch durch den Sand, komme ich im Hotel an und stelle mich brav für den Check-In an.
Ich übernachte im ibis, am Strand von Marbella! Nach drei Schritten kommt der Strand!
Zwischenzeitlich hat sich durch meinen Sonnenbrand eine fette Blase auf dem Nacken gebildet. Äußerst unschön! Auf dem Zimmer führe ich eine OP durch…