In Mexiko läuft das Chaos zur Höchstform auf
Als ich mit meinem Essen fertig war, spazierte ich gemütlich zu Gate. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass mich in Mexiko das reinste Chaos erwarten wird.
Inzwischen hatte der Flug zwei Stunden Verspätung, sodass ich die nette Flugbegleiterin am Gate fragte, ob ich denn meinen Anschlussflug überhaupt schaffen kann. Sie schaute auf den Bildschirm und sagte: „Hier steht, dass wir kurz nach 14.00 Uhr in Cancún ankommen.“ Ich sagte: „Aber wie kann die Ankunftszeit nach zwei Stunden Verspätung die gleiche sein, wie die ursprünglich geplante?“. Nochmals bestätigte sie, dass alles in Ordnung sei und wir planmäßig landen. Herrlich, neue Gesetze der Physik!
Bis auf die Verzögerung verlief der Flug mit Tap Air Portugal auf der Langstrecke von Lissabon nach Cancún ohne Probleme. Es war eine recht bequeme Reise in der Economy. Allerdings war schon von Anfang an klar, dass das mit der Uhrzeit nichts wird. Denn die voraussichtliche Ankunftszeit auf dem großen Bildschirm im Flugzeug war 16:03 Uhr.
Pause auf dem Rollfeld – das Chaos beginnt in Mexiko
Bezogen auf die neue Ankunftszeit landeten wir fast pünktlich und haben während des Fluges nur 7 Minuten verloren. Auf dem Rollfeld sind wir schon, aber dort blieben wir stehen. Der Pilot machte eine Durchsage, dass wir uns gedulden müssen, da noch kein Gate frei ist. Also wartete auch ich geduldig im TAP-Flieger auf dem Rollfeld, bis mein Copa-Flug nach Panama, planmäßig abhob. Da fliegt also der große Vogel, indem ich jetzt eigentlich sitzen sollte. Ich denke mir: „Was soll’s, die Airline wird das schon regeln!“
Die Nummer mit dem „Nur Handgepäck“ hätte ich mir schenken können, denn ich habe mit und ohne Aufgabegepäck meinen Anschlussflug nicht mehr bekommen. Allerdings brauchte ich auch nicht hetzen, denn Copa Airlines war schon in der Luft, als ich noch auf dem Rollfeld stand.
Das nützt alles nichts, ab zu Migraciones, in die lange Schlange.
Dort wird kritisch mein Formular angeschaut und ich werde gefragt, wie lange ich denn bleib. Ich erklärte der Dame, dass ich eine Nacht im Land bleibe, weil erst morgen mein Flug geht. Ich zeige der temperamentvollen Dame mein Ticket für den Flug, in diesem sich nun jemand über einen freien Nebensitz freute.
Keiner ist zuständig – ich fühle mich heimisch
Bumm! Der Stempel krachte auf das Formular und soeben war ich in Mexiko eingereist. Also jetzt schnell zu Copa Airlines. Denn immerhin hatte mir wieder der Concierge-Service die nervige Arbeit des Telefonierens abgenommen. Ich hatte ja vorsorglich den Concierge darum gebeten, bei Copa Airlines anzurufen, und meinen Flug umzubuchen. Man erkläre aber, dass das nur direkt auf dem Flughafen durch die Mitarbeiter der Airlines funktionieren würde. Spitze!
Mit meinem Reisesafe auf dem Rücken, gehe ich also in Richtung Ausgang, denn mehr gab es am Terminal 4 nicht. Mein Nackenkissen baumelte hin und her. Aber kurz vor dem Ausgang stehen Sie schon: Massenhaft Menschen, die mit bunten Schildern Werbung für Taxifahrten machen. „Ich muss zu Copa Airlines. Welcher Weg ist der Richtige?“ „OH Copa ist an Terminal 2. In ein paar Minuten kommt das kostenlose Shuttle.“ Und schon wieder verliere ich ein paar Minuten!
Nun gut, später kommt das Shuttle und ich steige ein. Stopp! Links! Stopp! Rechts! Stopp! Ich lerne: In Mexiko herrscht Chaos!
Am Terminal 2 stehen wieder die Taxifahrer. Da brüllt jeder lauter als der andere.
Ich gehe ins Gebäude und finde viele Billigairlines, aber nicht Copa. Ich frage einen Sicherheitsmann und er zeigte ganz ans Ende des Terminals. Also laufe ich dorthin, wo es ziemlich leer ist. Er gab mir zu verstehen, dass das die Schalter von Copa Airlines sind. Ich müsse warten, bis der nächste Flug geht und dann werden auch Mitarbeiter hier stehen. „Wann startet denn der nächste Flug?“, wollte ich wissen. „Da müssen wir auf die Anzeige schauen“. Also liefen wir zu diesen riesigen Fernsehern, auf denen alle möglichen Flüge standen. Aber was stand nicht drauf? Genau, Copa Airlines!
Der Mann war wirklich nett, er gab mir zu verstehen, dass ich hinter den Schalter laufen darf. Dort steht die Telefonnummer von Copa Airlines. Ich schrieb die Nummer ab und dachte mir so: „Eine Fluggesellschaft aus Panama mit einer Telefonnummer aus Panama! Dort spricht man Spanisch!“ Vollkommen übermüdet und auch hilflos, dachte ich an meine hübsche Freundin Barbara. Sie frage sowieso schon ganz besorgt, wie es jetzt weitergeht. Immer wenn das Flughafen-Wifi mal funktionierte, hatte sie mir Ideen per WhatsApp geschickt, was ich den so machen könne. Ich habe Sie gebeten, einmal bei Copa Airlines anzurufen und meinen Flug umzubuchen. Barbara rief dann auch an, aber wurde dort nur an Lufthansa verwiesen, weil es ein Prämienflug sei, der über das Lufthansa-Vielfliegerprogramm Miles and More gebucht wurde. Also hatte Barbara bei Miles and More angerufen, aber die englische Nummer hatte ihr nichts genützt und die für die spanisch sprechenden Menschen war ständig besetzt. Vollkommen verzweifelt sagte sie mir, dass Copa gesagt hatte, dass Lufthansa sich kümmern müssen und Lufthansa nicht zu erreichen sei. Es ist also niemand so richtig zuständig oder nicht zu erreichen. Ich fühle mich an Deutschland erinnert, denn dort ist auch niemand zuständig. Chaos!
Chaos in Mexiko – Englisch ist Pflicht
Ich setzte mich auf einen Stuhl und buchte mir eine preiswerte Unterkunft. Ich hatte Barbara dann gebeten, dass sie in der Unterkunft nach einem Shuttle fragt. Die Frau kam aus Mexiko, sprach eigentlich spanisch, aber wollte nur auf Englisch kommunizieren. Also hat mir Barbara ihre Sprachnachrichten weitergeleitet. Ich war also in Mexiko, hatte eine Unterkunft bei einer Frau gebucht, deren Muttersprache Spanisch war und meine spanisch sprechende Freundin gebeten, mit ihr einen Transfer zu arrangieren. Das hatte toll funktioniert, denn die spanisch sprechende Frau wollte nur Englisch reden. Der Ausflug nach Mexiko ist das reinste Chaos!
Ich zapfte ein wenig Geld am Automaten, denn sie wollte für den Transfer 400 MEX haben. „Efectivo“ nennt sich das Bargeld. Also schiebe ich meine Curve Card in den Automaten und hebe Mexikanische Pesos ab.
Auf dem Flughafen kaufte ich mir ein belegtes Sandwich, eine Banane und zwei Flaschen Wasser. Später kam die Frau der Unterkunft mit ihrem kleinen rote Chevi an und wir fuhren zur Pension. Ich dachte jedenfalls, dass es eine kleine Pension sei, aber es war nur ein Zimmer und ein Bad. Unterwegs frage die spanischsprechende Frau auf Englisch, was ich so mache und ob ich denn anderes benötige. Stolz lenkte ich vom Thema ab und erzählte ihr, dass sie mit meiner Freundin telefoniert hat. „Oh, Novia!“ Nun stellte sie auch keine Fragen mehr, der Zusatzverdienst war Geschichte.
In der Unterkunft angekommen, ging ich in mein kleines Zimmer und legte mich hin. Ich schrieb noch ein wenig mit Barbara und dann war der Tag schon fast vorbei. Zwischenzeitlich hatte ich dem Concierge-Service noch geschrieben, dass die sich mal um das Umbuchen bei Miles and More, Copa oder TAP kümmern sollen. Arme Barbara, sie war bei den Telefonaten mit den Fluglinien vollkommen verzweifelt. Dann war der Tag vorbei und ich schlief ein.
Die Rettung in der Nacht
Nach wenigen Stunden wurde ich wach. Ich fragte beim Service nach, ob sie denn schon etwas herausfinden konnten. Die Dame vom Concierge-Service sagte mir, dass es schrecklich lange Warteschlangen bei Miles and More gäbe. Aber man könne mich auf 11.30 Uhr oder 11.35 Uhr umbuchen. „Wie geil“, dachte ich mir. „Die fliegen fast im Minuten-Takt“.
Ich antwortete gern, dass mir die Uhrzeit egal sei. Später bekam ich eine Mail vom Concierge-Service, dass sie meine Miles and More PIN bräuchten, um die Umbuchung durchzuführen. Ich schrieb zurück, dass ich die PIN nicht im Kopf habe, aber dass es die Möglichkeit gäbe, sich mit Benutzernamen und Passwort einzuloggen. „Ich benötige für die Änderung die PIN. Aber ich kann diese anfordern, wenn Sie einverstanden sind“. Gut!
Nach ein paar Minuten bekam ich eine Mail von Miles and More, dass ich auf den Link klicken soll, um eine neue PIN zu erstellen. Das tat ich dann und lege eine Nummer fest. Diese im Schnellverfahren vergebene PIN schickte ich gleich weiter. Der Datenschutz lebe hoch. Na ja, der geht mir sowieso auf’n Keks.
Das Problem an diesen schnell mal eine PIN vergeben ist, dass ich die wohl beim nächsten Mal wieder nicht weiß.
Ich bekam eine Bestätigungsmail über den umgebuchten Flug und war putzmunter. Also ab unter die Dusche. Lustig, die kleinen Geckos flitzen durch das Bad oder kleben entspannt an der Decke.
Kein Bus – Chaos in Mexiko
Nun setzte ich mich an Google und wollte nach einem BUS zum Bahnhof suchen. „Route kann nicht berechnet werden“. Aha, eigentlich ist das eine große Stadt! Ich habe der Vermieterin geschrieben, dass ich zum Flughafen muss und ob sie mir sagen kann, wie ich mit dem Bus am besten zum Flughafen komme. Keine Antwort. Ich dachte: „Scheiße, wenn ich die Schlüssel einfach in der Wohnung lasse und die Tür nicht abschließen kann, räumt jemand die Hütte aus.“ Also habe ich Sie angerufen und ewig klingen lassen. Keine Antwort. Plötzlich antwortete sie auf WhatsApp: „Ich kann sie für 500 MEX sofort zum Flughafen bringen“. Okay, gestern 400 und heute 500.
Also ab zum Flughafen. Das klappte alles. Aber dann war noch lange nicht alles gut. Mit den Dokumenten geht das Chaos in Mexiko weiter!
Als ich bei Copa Airlines am Schalter bin, wollte ich fragen, ob ich dieses Einreiseformular für Panama neu ausfüllen muss. Denn es hat sich mein Ankunftstag verändert. Der Mann am Schalter fragte, wie lange ich in Panama bleibe. Ich antwortete brav: „Maximal 2 Stunden, ich habe nur einen Transit“. Dann meinte er: „Das Formular interessiert in dem Fall niemanden“. Perfekt! Eine einfache Lösung!
Ich gebe ihm meinen Pass und er fragt mich, wie lange ich in Paraguay bleiben möchte. Dann wollte er noch das Rückflugticket sehen und trug die Daten in den Computer ein. Nun kam sie aber, die Frage, die ganze Gesellschaften spaltet: „Sind sie geimpft?“
Ich sage „No“ und bin ziemlich genervt. Es ist wie eine neue Begrüßungsfloskel und es macht mich traurig, dass die erste Frage immer die nach der Nadel ist. Dann schaute der Mann in den Bestimmungen nach und wollte mein Testergebnis sehen. Ich zeigte ihm den negativen PCR-Test und er meinte, dass es von der Zeit her passe, aber der Test keinen QR-Code habe. Dieser sei aber wichtig. Ich könne aber natürlich gleich gegenüber noch mal einen Stab ins Hirn schieben lassen. Ich frage, ob das ein Antigen-Schnelltest sei und er bejahte die Frage. Dann erklärte ich ihm, dass mir das ja nichts nütze, weil ich mit einem Schnelltest nicht einreisen dürfe. Aber er sagte: „Doch, doch! Das steht hier so.“ Ich sagte nein, man benötigt einen PCR-Test. Er fragte eine Kollegin und schaute erneut in den Bestimmungen nach. Nun sagte er mir „Ja, Ihr PCR-Test-Nachweis ist in Ordnung. Zeigen sie den einfach vor, wenn sie danach gefragt werden.“
Mein Herz verlangsamte sich wieder vom Pulsschlag 180 auf 60. Erstens sind diese Folterinstrumente nicht angenehm, und zweitens bin ich wild durch die Gegend gereist. Um mich herum niesen und rotzen alle Menschen. Glück gehabt. Die Dokumente sind in Ordnung.
Ich bitte Barbara noch schnell, dass sie meiner Unterkunft in Asunción eine Nachricht schreibt, ob man mich vom Flughafen abholen könne und freue mich schon, dass ich Sie in der nächsten Woche sehen kann.
Ich schlendere noch eine wenig durch das Terminal und steige dann erleichtert in meinen Flieger nach Panama ein. Meine Traumfrau aus Cartagena kann leider nicht mit nach Paraguay, aber sie steht mir während der ganzen Probleme mutig und aufopfernd zur Seite. Barbara ist wirklich Klasse.